Buldern. Ein Teil der großen FC Bayern-Familie zu sein ist eine große Ehre für Bernd Teichmann aus Buldern. Der pensionierte Polizeibeamte unterschrieb im Juli 1989 den Mitgliedsvertrag (für 30 D-Mark) und wurde passives Mitglied beim Deutschen Rekordmeister – da ahnte er noch nicht, 35 Jahre später von Präsident Herbert Hainer in der Allianz-Arena persönlich für die langjährige Treue geehrt zu werden. Doch genauso kam‘s: Vor wenigen Wochen – beim Heimspiel der Münchner Bayern gegen den VfL Bochum – wurde der 59-Jährige anlässlich des 125-jährigen Vereinsjubiläums für 35-jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet. Als großer Fan von Gerd Müller entschied sich der gebürtige Braunschweiger kurz vor der deutschen Einheit für die FCBMitgliedschaft – da stieg er mit der Nummer 13.100 ein. Heute ist er die 5.836 von mittlerweile über 400.000 eingetragenen Mitgliedern. In Dülmen zählt er damit vermutlich zu den wenigen, die eine vierstellige Zahl haben. „Nur die Mitgliedsnummer in meinem Dülmener Fanclub Rot-weiße Münsterländer ist da noch niedriger“, schmunzelt er, der schon viele Touren mit seinem Fanclub in Deutschland und der Welt unternommen
hat.
„Wenn ich mich an die Anfangszeit in den 80er- Jahren erinnere, bin ich in der Saison bis zu 17 Mal von Braunschweig
nach München gefahren. Ohne Ticket! Da brauchte ich nur an die Stadionkasse und habe eins gekauft.“ Heute ist das bei regelmäßig ausverkauftem Haus undenkbar. Viele Nicht-Bayern-Fans fragen sich oft, wie man überhaupt Bayernfan wird, wenn man fernab der Region aufwächst. „Ich bin über die Begeisterung zu Gerd Müller und später Lothar Matthäus und ganz besonders Stefan Effenberg zum FCB gekommen.“ Ein Erlebnis während seiner noch jungen beruflichen Laufbahn wird er auch nie vergessen, als er mit seiner Hundertschaft im Jahr 1985 unvermittelt im Stadion-Innenraum stand und seine Bayern bei Eintracht Braunschweig durch ein 1:0-Erfolg Deutscher Fußballmeister wurden. „Die Fans wollten nach dem Schlusspfiff über die Zäune klettern. Und ehe du denen mit dem Schlagstock auf die Fingerchen haust, bin ich in die Kurve
und den Zaun etwas hoch, habe meine Uniform aufgeknöpft, so dass mein Bayern-Trikot zum Vorschein kam. ,Hört auf
damit‘, habe ich gebrüllt. ,Ich bin doch selbst Bayern-Fan.‘ Daraufhin sind die Anhänger den Zaun wieder runter – und es
gab keinen Platzsturm.“ Damals klatschte der junge Beamte mit den heutigen Legenden Lothar Matthäus und Dieter Hoeneß ab und umarmte sich mit Klaus Augenthaler. Das sei heutzutage undenkbar.
Im Jahr 1996 verschlug es Bernd Teichmann mit Frau Marianne nach Buldern. Er schaute aber nicht nur gern Fußball,
sondern trat auch selbst gegen das runde Leder. „Meine ganze Kindheit habe ich auf dem Sportplatz verbracht.“ So schloss
er sich damals schnell den Adler- Trägern in der ersten Mannschaft an und spielte an der Seite von Olli Brake, André Hörsting und Andreas Albring viele Jahre mal mehr und mal weniger erfolgreich auf den hiesigen Fußballplätzen. „Als mich dann aber eines Tages ein Spieler auf dem Platz gesiezt hat, war die Zeit Zusammen mit Fanclub-Präsident Sebastian El-Saqqa (links) und Vereinsmitglied Kevin Kind hat Bernd Teichmann nach dem Spiel im Paulaner Fantreff auf seine 35-jährige Mitgliedschaft angestoßen. gekommen, um aufzuhören“, lacht der damals 42-Jährige. Seine Leidenschaft zum FC
Bayern hat bis heute kein Stück nachgelassen. Im Gegenteil! Nach seiner Pensionierung habe Teichmann vermehrt Zeit, Spiele auch live im Stadion zu verfolgen. Auch seine Frau ist begeisterter Fan und Mitglied im Dülmener Bayern-Fanclub. Als ihr Mann beim Bundesligakick gegen Bochum auf der Haupttribüne Platz nahm, verfolgte sie das Spiel an der Seite von knapp 40 RWM-Freunden aus dem Fanclub. „Ich war schon ein bisschen aufgeregt“, gestand er, als er sich aus dem Biergarten am Viktualienmarkt von seiner Frau vorübergehend verabschiedete. Am Stadion angekommen, musste er die Polizei nach dem Weg fragen, um zum Service-Point zu finden, obwohl die Allianz Arena ja eigentlich wie sein eigenes
Wohnzimmer ist. Nun ja, es war ein ganz besonderer Tag für Bernd Teichmann. „Im Vorfeld wurde mir ein Wimpel mit
‚Danke für 35 Jahre Mitgliedschaft‘ zugeschickt, im Stadion habe ich dann einen Schal und Wertgutscheine für Essen und
Trinken erhalten.“ Als dann rund eine Stunde vor dem Anpfiff noch der Präsident im Block 246 vorbeischaute und gratulierte, war der Tag endgültig unvergesslich. Da war dann der gestrichene Rückflug nach Münster aufgrund eines verdi-Streiks am Montag auch völlig egal.“
Seine Fanclubfreunde unternahmen an dem Wochenende zufälligerweise gegen den VfL aus Bochum ihre alljährliche „große“ Tour. „Einmal in der Saison erhalten wir im Rahmen eines Fanclubprogramms sicher bis zu 50 zusammenhängende
Karten“, erklärt der RWM-Vorsitzende Sebastian El-Saqqa. In der Vorsaison wurde die Tour gegen Union Berlin vom Schneechaos durchkreuzt (DÜLMENplus berichtete). „Bei so vielen eingetragenen Fanclubs und Mitgliedern wird es immer schwieriger, Karten zu bekommen. Häufig muss bayern- und fanclubseits gelost werden. Im freien Verkauf hat man eigentlich so gut wie gar keine Chancen mehr.“ Wer sich dem Dülmener Fanclub anschließen möchte, schreibt eine Mail an info@rwm13.de.
Übrigens: In Bayernkreisen munkelt man, dass man bei einer Ticketbestellung unter den ersten 5.000 Mitgliedsnummern immer eine Karte bekäme. Offiziell gibt es dazu in den AGBs des FC Bayern nichts zu finden. Aber es dauert ja nicht mehr viele Jahre, dann wird Bernd Teichmann diesem noch erleseneren Kreis angehören. „Ich klettere pro Jahr im Schnitt 120 Plätze. Schau‘n mer mal!“