Dülmen (men). Ein Firmengelände als Paradies, als Eldorado für die Natur? Das geht – und die Firma Donaldson Filtration Deutschland GmbH im Dernekamp zeigt, wie genau das gehen kann: Auf anderthalb Hektar des Unternehmensgeländes lädt seit drei Jahren eine jährlich erneut eingesäte Bienen- und Schmetterlingsweide nicht zuletzt Insekten zum Besuch unzähliger Blüten ein.
Als der international tätige Konzern Donaldson vor über 50 Jahren an der Industriestraße sein gut fünf Hektar großes Areal erworben hatte, lautete die Planung, dass bis zu fünf Produktionshallen dort im Laufe der Zeit errichtet werden sollten.
Allerdings wurde zunächst ein einziges, 7.200 Quadratmeter großes Betriebsgebäude gebaut, in dem auch heute noch aus Stahlblech und – vermehrt – aus Formspritzkunststoff bestehende Luftfiltergehäuse für große Maschinen wie Mähdrescher, Lkw oder beispielsweise Bagger hergestellt werden. Rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben dort aktuell einen Arbeitsplatz. 30 Jahre nach dem ersten Bau wurde dann im Jahr 2000 eine Lagerhalle mit rund 3.600 Quadratmetern Grundfläche neben die Produktionshalle gesetzt und außerdem auch ein Bürogebäude mit 800 Quadratmetern Grundfläche.
Mit dem Bodenaushub dieser Neubauten wurde entlang der Grundstücksgrenze ein bis zu zweieinhalb Meter hoher Lärmschutzwall errichtet, auf den in Abstimmung mit der Biologischen Station Werne einheimische Pflanzen gesetzt wurden, die sich bis heute ungestört und unbeschnitten entwickeln können. Unter anderem auch einheimische Obstbäume alter Sorten. Und auch, als im Zusammenhang mit dem Gebäudeneubau ein Dach-Regenwasser-Versickerungsareal und ein Feuerlöschteich angelegt wurde, der über 1.150 Kubikmeter Wasser fasst, wurde der Aushub für den Lärmschutzwall genutzt.
„Damals produzierten wir noch im Dreischichtbetrieb mit 160-Tonnen-Pressen, was man seinerzeit im benachbarten Wohngebiet hören und auch – anhand der Bodenvibration – spüren konnte. Vor diesem Hintergrund war der Lärmschutzwall eine sehr gute Maßnahme“, erklärt Werkleiter Dr. Ralf Stahlberg mit Blick auf die Zeit um die Jahrtausendwende.
Mit diesen Neubaumaßnahmen sind nun insgesamt rund 2,5 Hektar des Firmengeländes mit Gebäuden bestanden.
Damit die restliche Fläche nicht verwildert, erfolgte dort über Jahre eine landwirtschaftliche Nutzung. „Die Firma Reher kümmerte sich um das Gelände“, so Dr. Ralf Stahlberg.
Inzwischen wird seit drei Jahren nicht mehr Getreide oder beispielsweise Mais gesät und geerntet. „Die landwirtschaftliche Nutzung stand auch immer im Zusammenhang mit diversen Arbeitseinsätzen. Was, wenn dabei ein Unfall passiert? Wie wäre da die Haftungsfrage geregelt worden?“, so Dr. Ralf Stahlberg.
Und so fiel die Entscheidung, dass mit der Fläche zum einen etwas für die Biodiversität getan werden soll und zum anderen weniger Besucherverkehr auf dem Gelände erfolgt. Dementsprechend wird im Frühjahr hochwertiges einjähriges Blumen- und Schmetterlingsweide-Saatgut ausgesät – Lieferant des Saatguts, das allein sich die Firma Donaldson jährlich 500 bis 600 Euro kosten lässt, ist die Raiffeisen Steverland.
„Auch die Bodenbearbeitung mit der Scheibenegge und das Aussäen im Frühjahr hat die Firma Reher übernommen“, so Achim Depel, mit 43 Dienstjahren zweitdienstältester Mitarbeiter bei Donaldson in Dülmen und unter anderem für Gebäudetechnik und Außengelände des Firmenstandorts zuständig.
Ihn, Dr. Ralf Stahlberg und auch viele andere Kollegen erfreuen sich an dem Leben, das sich auf der Bienen- und Schmetterlingsweide tummelt: „In der Blütezeit sind Steinhummel, Ackerhummel und Erdhummel sowie Schmetterlinge wie der Kleine Fuchs, der Kurzschwänzige Bläuling, der Graubindige Mohrenfalter, Zitronenfalter, Tagpfauenauge, Großer Fuchs, Kleiner und Großer Kohlweißling sowie der Distelfalter hier in Aktion“, zählt Achim Depel auf.
Und natürlich tummeln sich hunderttausende Bienen hier. „Horst Mevenkamp aus Buldern hat hier sechs Bienenvölker stehen – jedes mit 40.000 bis 60.000 Bienen“, so Achim Depel.
Der 61-Jährige kennt auch die unterschiedlichen und zum Teil seltenen Vogelarten, die den naturnahen Bewuchs auch des Lärmschutzwalls zu schätzen wissen: „Rotschwänzchen, Distelfink, Meisen, Buchfink, Bunt- und Grünspecht sowie Kleiber“, zählt er auf. Und er ergänzt: „Weil auch Totholz und Laub auf dem Lärmschutzwall liegen bleiben, finden hier ebenso Kleinsäugetiere wie Eichhörnchen, Igel, Mauswiesel, Marder, Kaninchen und Hasen einen abwechslungsreichen Lebensraum.“
Vor kurzem hat noch Reinhard Trautmann von Seiten des NABU einen Besuch auf dem Donaldson-Gelände gemacht. „Er war ziemlich angetan von dem, was wir hier machen, und gab uns Tipps, wie wir auch mehrjährige Blühpflanzen zum Wohl der Insekten und anderer Tiere hier anbauen können“, freut sich Achim Depel.