Dülmen. Am Freitag gaben sich die Gratulanten sozusagen die Klinke in die Hand. Alwine Bockey vollendete an diesem Tag ihr 100. Lebensjahr – und unter anderem auch Dülmens Bürgermeister Carsten Hövekamp und Hermann-Josef Vogt, stellvertretender Landrat des Kreises Coesfeld, statteten der Dülmenerin, die noch in ihren eigenen vier Wänden wohnt, einen Glückwunsch-Besuch ab.
Als ganz besonderer Gast machte Heribert Töns der Jubilarin seine Aufwartung. Zusammen mit Günter Janning kam er im Namen der Kolpingsfamilie Dülmen als langjähriger Kolpingbruder zu dem Geburtstagsempfang. Denn seit 30 Jahren ist Alwine Bockey Mitglied der Kolpingsfamilie Dülmen, nachdem sie zuvor mit ihrem 1991 verstorbenen Mann Aloys bei Kolping aktiv gewesen war.
In seiner „Natz von Dülmen“-Kluft trat Heribert Töns vor das Geburtstagskind und trug das ein oder andere zur Gratulation und zum Schmunzeln vor – teilweise auch auf Plattdeutsch.
Bei Fahrten nach Olpe trug sie Gedichte vor
Gerne erinnerte sich Alwine Bockey an die Zeit in der Kolpingsfamilie zurück: Jahrelang war sie in den 80er und 90er Jahren zusammen mit anderen Kolpingfrauen unter der Leitung von Anneliese Jung meist in der ersten Dezemberwoche nach Olpe ins Sauerland gefahren. Fleißig wurde bei diesen Aufenthalten Weihnachtsdekoration gefertigt und die Gemeinschaft und Geselligkeit gepflegt. Immer wieder hatte Alwine Bockey dann auch Gedichte mit dabei, die sie zur gegebenen Zeit vortrug. Diese Lebensfreude kam auch am Freitag zum Tragen: Geradezu mitreißend lachte sie während ihres Geburtstagsempfangs.
Gerne brachte sie sich in früheren Jahren auch ein, wenn es darum ging, die rohen Kartoffeln für die Kolping-Reibekuchen zu schälen, Kartoffelaugen auszustechen und die Kartoffeln zu reiben. Ihr Mann Aloys, der als Leiter des Heilig-Geist-Stifts Vorgänger von Hubert Deipenbrock gewesen war, brachte sich auch immer wieder gern bei Kolping ein und kümmerte sich um die Tombola beim Kolping-Schützenfest und wirkte als Schriftführer in der Abteilung Alt-Kolping.
Eindrucksvoller Besuch am Kolpinggrab in Köln
„Ich kann mich noch gut an damals erinnern: Von zu Hause in Lavesum kannte ich Kolping eigentlich gar nicht – bei uns in der Familie hatten wir überhaupt keine Handwerker und war niemand im Kolping. Erst über meinen Mann habe ich daher Kolping kennengelernt“, erzählte die Jubilarin.
Und dies beeindruckte sie: „Als mein Mann und ich 1952 heirateten, fuhren wir bei unserer Hochzeitsreise ins Ahrtal. Auf dem Rückweg sagte mein Mann: ,Lass uns noch einen kleinen Abstecher machen‘, und wir machten in Köln Halt in der Minoritenkirche, wo Adolph Kolping begraben liegt. Als wir da so am Grab standen, kamen mir die Tränen – so bewegend war das damals für mich“, konnte sich Alwine Bockey noch jetzt lebhaft an die Zeit vor knapp 70 Jahren erinnern.
Vor diesem Hintergrund äußerte sie in der Geburtstagsrunde am Freitag einen nachvollziehbaren, besonderen Wunsch: Dass das Kolpinglied gesungen wird!
Günter Janning hatte seinen Kolping-Kalender mit dabei und dementsprechend die mehreren Strophen des Kolpinglieds schwarz auf weiß. Zusammen mit Heribert Töns alias „Natz von Dülmen“ stimmte er das Kolpinglied an – Applaus war der Dank.
Um Musik hatte sich über viele Jahre auch manch ein Feierabend von Alwine Bockey gedreht – sie sang bis vor 15 Jahren im Kirchenchor St. Viktor mit. Und so kamen unter anderem auch Mitsängerinnen von damals am Freitag, um Alwine Bockey zu ihrem 100. Geburtstag zu gratulieren.
Zwei Tage später, am Sonntag, ging das Feiern dann im „Haus Waldfrieden“ weiter. Alle vier Kinder, neun Enkel- und acht Urenkelkinder sowie die Partnerinnen beziehungsweise Partner waren dazu eingeladen, und so kamen die Festgäste sogar aus München, Münster und Freiburg.
Dank Betreuung kann sie noch zu Hause wohnen
Ebenso mit dabei: Margareta Szczesniak aus Stettin, die sich – abwechselnd mit anderen Berufskolleginnen – um Alwine Bockey kümmert. „Wir sind alle sehr froh, dass es dank Margareta und den anderen Kräften aus Polen möglich ist, dass unsere Mutter zu Hause wohnen bleiben kann“, sagte Sohn Johannes Bockey, der mit seiner Frau Tilla direkt hinterm Elternhaus wohnt und von daher auch schnell vor Ort ist. „Vor allem in der Corona-Zeit war es ein Segen, dass Mutter zu Hause wohnen kann. Auf diese Weise konnten wir Angehörigen sie immer besuchen“, so Johannes Bockey.