Buldern. Nicht nur Pinsel, Schwämme und Spachtel zählen zu den Arbeitswerkzeugen von Künstler Klaus Jahn, sondern auch Meißel und Bohrer – und manchmal sogar eine Kettensäge: Neben seiner Tätigkeit als Maler, fertigt der Bulderaner seit 14 Jahren auch Skulpturen an. Über 30 Bilder und Skulpturen aus Holz und Stein sind zur Zeit im einsA ausgestellt. Die Ausstellung „Einsichten“ zusammen mit Künstlerin Sabine Lovermann läuft noch bis zum 26. September.
Wie so oft während der Corona-Pandemie war der Zeitpunkt ursprünglich anders geplant. Bereits im Winter sollte die Ausstellung starten. Klaus Jahn ist aber zufrieden damit, dass der Startpunkt verschoben wurde: „Vielleicht ist im Juli ja ein kleines Intermezzo mit einigen Besuchern möglich. Denn bei einer Ausstellung ist es ja nicht nur schön, die Werke anzuschauen, der gesellige Aspekt spielt ebenfalls eine Rolle. Kunst bedeutet auch darüber zu reden.“
Seine Bilder sind meist abstrakt und nur hin und wieder gegenständlich. In manchen Bildern behandelt der Künstler gesellschaftliche und politische Themen. So setzte er die Corona-Pandemie mit grau-weißen Gestalten, die umherhuschen, in seinem Bild „Geisterspiele“ auf der Leinwand um. „Damit wollte ich auf die Geisterspiele im Fußball anspielen, die ohne Zuschauer stattfanden mussten“, erklärt Jahn. Bei dem Bild „Pestprozession“ hingegen bildete der Bulderaner Menschenschlangen an einem Berghang ab, um die schwierige Situation der Flüchtlinge darzustellen.
Wenn er ein festes Thema im Kopf hat, dann bekommt dieses auch eine geplante Umsetzung. Bei den meisten anderen Bildern ist dies allerdings nicht der Fall: Ein intuitives Vorgehen liegt dem Künstler mehr. Dabei trägt er mit einem Spachtel mehrere Flächen Farben auf die Leinwand auf, bei denen die unteren noch durchscheinen. „Wenn ich das Bild ein paar Mal hin und herdrehe, erkenne ich meist ein Motiv oder Gesicht in den Farben und nehme das dann als Ansatzpunkt weitere Elemente hinzuzufügen. So entwickelt sich das Bild nach und nach“, beschreibt Jahn seinen Prozess.
Bei der Arbeit mit den Skulpturen kann es auch mal gröber zugehen, wenn auch nur unter starker Kontrolle. Stein und Holz müssen mit Kraft aber gleichzeitig auch Vorsicht behandelt werden – schließlich soll nicht aus Versehen ein Teil der Skulptur unwiderruflich beschädigt werden. Während Klaus Jahn bereits in seiner Kindheit gerne malte und nach einer Pause seit den 1970er Jahren wieder aktiv zum Pinsel greift, ist seine Leidenschaft für Skulpturen jünger. Vor 14 Jahren, als der ehemalige Schulrektor in den Ruhestand ging, wollte er seine künstlerische Tätigkeit ausweiten – schließlich hatte er nun mehr Zeit. Das nötige Handwerk für die Skulpturen erlernte er bei einer Schulung bei einem Steinmetz.
Neben den verwendeten Materialien, sind auch die Themen seiner Skulpturen bunt durchmischt. Ein Beispiel sind vier Werke, die aktuell im einsA zu sehen sind. Hierbei bediente sich der Bulderaner an Figuren aus der Geschichte: Die Figur der Iphigenie aus der griechischen Mythologie fertigte er aus Baumberger Sandstein, den Engländer Thomas Morus aus Neckar-Sandstein, den griechischen Helden Stentor aus Anröchter Stein und den deutschen König Heinrich aus Tuffstein an.
„Bei den Hölzern ist das Vorgehen anders, da arbeite ich mit dem, was mir an Holzstücken über den Weg läuft. Daraus entstehen abstrakte Werke. Es kommt aber natürlich auch sehr auf die Holzart an, manche sind sehr splittrig, andere hingegen weicher“, so der Künstler.
Neben seiner Ausstellung geht es nun auch beim Kunst- und Kulturkreis Buldern, bei dem Klaus Jahn Mitglied ist, langsam wieder los. Auch wenn die beliebte Jahresausstellung an der Alten Kirche Buldern nicht in gewohnter Form stattfinden wird, soll es in diesem Jahr voraussichtlich zumindest eine kleinere Veranstaltung geben. Dazu laufen zur Zeit Gespräche. Und auch draußen verbringt der Jahn momentan viel Zeit, denn er und seine Frau bereiten den eigenen Garten vor, um ihn am 4. Juli für Besucher zu öffnen.
Langweilig wird es dem Künstler jedenfalls nicht. An mehreren Tagen in der Woche arbeitet er in seinem Atelier – in einer ehemaligen Großküche eines Bauernhofes, der abgelegen liegt. „Da habe ich genug Platz und es stört keinen, wenn es mal lauter und schmutziger wird“, schmunzelt der 76-Jährige. Das ist übrigens auch der Grund, warum der Bulderaner mittlerweile fast ausschließlich mit Acrylfarben arbeitet: „Ich habe zwar mit Ölfarben angefangen, aber die brauchen einfach zu lange zum Trocknen. Wenn ich mit Steinen arbeite, setzt sich dann schnell Staub auf den Bildern fest.“