43 Zimmer, Appartements und Ferienwohnungen
Dülmen. Seit dem 15. Juli können dort, wo sich früher das Lager der Textilfirma Bendix befand, Hotelgäste einchecken: Das Hotel Weberei Bendix hat seine Pforten geöffnet.
Betreiber und Initiator des Hotels und Appartementhauses ist Alfons Schnieder, bekannt durch das Jammertal Resort in Datteln und das Hotel Rimberg im Sauerland. Den ersten Kontakt zu ihm hatte die ehemalige Bürgermeisterin Lisa Stremlau 2017 hergestellt, als es noch darum ging, ein Hotel am Bulderner See zu entwickeln. „Nachdem diese Pläne nichts wurden, ließ Frau Stremlau allerdings nicht locker“, wie sich Schnieder mit einem Schmunzeln erinnert: „Sie lud mich erneut ins Rathaus ein, wo ich dann Marcus und Frederic Voss kennenlernte und mir die Immobilie Bendix schmackhaft gemacht wurde.“
Hand in Hand starteten Schnieder und die Voss-Brüder daraufhin mit der Planung, hinter der historischen Fassade ein „digitales Hotel“ zu verwirklichen. „Wir haben das Pferd von hinten aufgezäumt und stellten die Frage ,Was darf es kosten?‘ in den Mittelpunkt. Da alle am Bau beteiligten Unternehmen sich sehr gut darauf eingelassen haben, lagen wir schlussendlich ziemlich gut im Plan.“
Tatsächlich wurde das Gebäude innerhalb weniger Monate komplett saniert, wie Marcus Voss betont: „Wir haben einmal komplett angepackt. Neue Leitungen, Brandschutz. Einfach alles einmal auf Links gedreht.“ Probleme mit den Lieferengpässen bei Rohstoffen gab es glücklicherweise kaum: „Dadurch, dass wir sehr früh die jeweiligen Planungen vorgenommen haben, kam es kaum zu Verzögerungen. Großes Lob auch von mir an alle Beteiligten.“
Dadurch, dass aus der zuletzt als Fitness-Studio genutzten Fläche ein Hotel werden sollte, mussten einige zusätzliche Wände gezogen werden. Aus der ursprünglichen Grundfläche von 2.300 Quadratmetern wurden so 2.250 Quadratmeter. Insgesamt sind an der Lüdinghauser Straße 70-74 nun 43 moderne Hotelzimmer und Appartements zu finden. Angeboten werden Doppelzimmer mit 25 Quadratmetern, Familienzimmer mit 25 Quadratmetern und einem zusätzlichen Schrank, Junior-Appartements mit 30 Quadratmetern, eigener Küchenzeile und Terrasse, Appartements mit 35 Quadratmetern und eigener Küchenzeile sowie Studios mit 60 Quadratmetern und sogar einer eigenen Sauna im Zimmer.
Vor Ort geleitet wird das Hotel von Betriebsleiter Yves Wassermann und einem Team, bestehend aus Dülmener Mitarbeitern. Wassermann blickt bereits jetzt zufrieden auf die ersten Wochen zurück: „Wir waren kaum online mit unserem Angebot, da kamen bereits die ersten Buchungen herein. Ich freue mich sehr, hier in Dülmen durchzustarten.“ Gleichzeitig liegen Wassermann die historischen Wurzeln des Hotels am Herzen: „Wir haben ja bereits altes Bildmaterial aus dem Stadtarchiv erhalten, das wir an verschiedenen Stellen des Hotels zeigen. Darüber hinaus habe ich Kontakt zu einer Künstlerin aus München, die mit den Nachfahren der Bendix-Familie in Kontakt steht. Sie arbeitet an einem spannenden Projekt, bei dem alte Produkte der Weberei eine Rolle spielen.“
Auf den Spuren meiner Großmutter
DÜLMENplus-Redakteur André Sommer übernachtete im neuen Hotel an der Lüdinghauser Straße
VON ANDRÉ SOMMER
Hallo Dülmen. Für die aktuelle Ausgabe hatte ich eine ganz besondere Aufgabe: Ich soll das neue Hotel „Weberei Bendix“ vorstellen. Aber: Nur angucken ist viel zu langweilig. Also checkte ich von Samstag auf Sonntag gemeinsam mit meiner Frau Emely ein und erlebte die neuen Räumlichkeiten und den Service hautnah vor Ort.
Schon die Idee, dort zu übernachten, war für mich aus emotionaler Sicht reizvoll. Schließlich hatte meine verstorbene Großmutter Ruth Sommer in ferner Vergangenheit als Kettlerin in der Weberei gearbeitet. Mit mir kehrte also praktisch der Sommer zurück auf das Bendixgelände. Zudem sorgte der Einfall, in der eigenen Heimatstadt in einem Hotel zu übernachten, bei mir für ein Schmunzeln: So etwas verbinde ich eher mit jemandem, der einen geeigneten Ort für eine Affäre sucht – oder nach einem Unterschlupf, nachdem die Affäre aufgeflogen ist. Zum Glück trifft auf mich weder das Eine noch das Andere zu …
Zum Hotelbesuch: Schon das Einchecken in die Weberei war ein absolutes Kinderspiel. Für jemanden, für den das Internet kein totales Neuland ist, reichen sehr wenige Klicks auf www.hotel-bendix.de, um das gewünschte Zimmer, den gewünschten Zeitraum und die Anzahl der Gäste anzugeben und die Zahlung vorzunehmen. Leicht verständlich gegliedert, kein großer Spielraum für Missverständnisse. Alternativ steht unter (02363) 377377 auch eine Telefonnummer zur Buchung bereit. Per E-Mail bekam ich dann nicht nur eine Bestätigung, sondern bereits eine große Übersicht über alle Hotelleistungen. Und sogar der Check-In war schon vorab Online möglich: Ich konnte dort alle relevanten Daten durchgeben, zudem war es möglich, den Corona-Impfstatus beziehungsweise auch den Nachweis über einen negativen Corona-Schnelltest oder einen Nachweis über eine Genesung zu übermitteln. Wundervoll einfach.
Einfach ging es dann am Samstag weiter, als meine Frau und ich um 16.30 Uhr die große Hoteltür öffneten und in den Empfangsraum des Hotels traten. Dort stehen PC-Terminals bereit, an denen man entweder selbst den Check-In vornehmen kann oder – wie in unserem Fall – kurz einen QR-Code einscannt und die vorab übermittelten Daten bestätigt werden. Automatisch erhält man dann die Schlüsselkarten für das zugewiesene Zimmer. Trotz all der Automatik wurden wir herzlich von Betriebsleiter Yves Wassermann in Empfang genommen: „Mir ist es gerade in der Anfangsphase wichtig, dass unsere Gäste sich nicht alleingelassen fühlen. Mein Team und ich stehen dann mit Rat und Tat zur Seite!“
Nach der kurzen Begrüßung machten wir uns auf den Weg zu unserem Zimmer im ersten Stockwerk. In den Fluren versuchte ich mich daran zu erinnern, wie es hier aussah, als noch das Tri-Dent-Aktivstudio hier zu finden war – doch das Gebäude ist in weiten Teilen nicht wiederzuerkennen. Neue, ansprechend dekorierte Wände, Hinweistafeln im Bienenwaben-Look (schon in der alten Weberei Bendix war die Biene Logo) und moderne Schlüsselkartentechnik an den Türen.
Am Zimmer angekommen, ein Junior Appartement, waren wir gleich begeistert: Schlichtes, aber stilvolles Farbkonzept, ansprechende Möbel, ein großes (insbesondere langes) Zimmer und eine kleine Terrasse. Doppelbett, Fernseher, ein Tisch, zwei Stühle, ein Schrank, ein Sessel, ein geräumiges Bad mit Dusche, eine Küchenzeile (!) mit Herd und allen nötigen Küchengeräten und ein Kühlschrank. Die Beleuchtung wahlweise mit direktem, weißem Licht – oder auch indirekt, etwa durch kleine LED-Leuchten, die eine Säule an der Wand bestrahlten. Spätestens hier wurde mir bewusst, dass es eine gute Wahl war, meine Frau zu dieser Testbuchung mitzunehmen: „Wow, cool! Hier gibt es einen beleuchteten Schminkspiegel!“ – das wäre mir zweifelsfrei nicht aufgefallen. Ich probierte gleich das WLAN aus: Klappte direkt. Schnell, problemfrei. Ich schaltete den Fernseher ein: smartes Teil. Im wahrsten Sinne des Wortes: Ich hätte mich mit Netflix, Prime und Co. einloggen können, aber auch die vorhandenen Sender waren in HD-Qualität mehr als ausreichend. Gäste aus anderen Ländern haben mit zahlreichen Internet-Sendern die Chance, auch in der eigenen Landessprache fernzusehen.
Nachdem wir uns etwas eingelebt hatten, machten wir uns für das Abendessen fertig. Da es leider aktuell noch keinen neuen Gastronomen für den rechten Gebäudeteil gibt, in dem einst das Kipos oder das Queens zu finden waren, gingen wir stattdessen im Hotel-Restaurant „Grosse Teichsmühle“ essen (köstlich). Nach einem schönen Abend dort kehrten wir ins Hotel zurück. Hier hätten wir zwar nun die Option gehabt, uns mit einem Getränk aus einem Kühlschrank im Eingangsbereich selber zu versorgen und noch im großen „Wohnzimmer“, einem sehr einladend gestalteten Gemeinschaftsraum, Platz zu nehmen – wir entschieden uns aber dafür, direkt ins Hotelzimmer zurückzukehren.
Die Nacht selbst war zutiefst erholsam: Sehr ruhige Räume, bei Bedarf eine Klimaanlage, die für die passende Temperatur sorgt, und nicht zu harte oder zu weiche Matratzen. Mich störte zwar die helle Digitaluhr am Backofen etwas, aber dieses „Problems“ konnte ich mit ein wenig Kreativität und einem eingeklemmten Putzlappen Herr werden.
Beim Frühstück im „Wohnzimmer“ am nächsten Morgen war ich überrascht, wie gut das Hotel bereits besucht war: Mindestens acht Tische waren von Gruppen und Familien in verschiedenen Größen besetzt, alle machten einen sehr zufriedenen Eindruck.Das umfangreiche Frühstücksbuffet stimmte sowohl meine Frau als auch mich mehr als zufrieden: Frisches Gebäck wie Brötchen und Croissants, Müsli, frisches Obst, verschiedene Kaffee- und Kakao-Spezialitäten und Saft. Darüber hinaus eine freundliche Mitarbeiterin, die ein Frühstücks-Ei, Rührei oder auch Bacon anzubieten hatte. Selbst ein Mettbrötchen mit Zwiebeln war eine Option für das Frühstück.
Nach dem sehr leckeren Frühstück stand für uns nur noch der Check-Out an – und der war zu meiner Überraschung noch leichter als der Check-In. Kurz mit dem Smartphone die entsprechende Seite geöffnet, „Check-Out“ geklickt, die Schlüsselkarten am Empfang eingeworfen, fertig. Sollte mal ein Promi undercover in Dülmen unterkommen wollen, wäre es vermutlich nirgendwo mit weniger Aufwand zu schaffen.
Mein Fazit für dieses kleine Abenteuer: Ich fand es fantastisch. Ohne zu zögern würde ich Übernachtungsgästen in Dülmen die Weberei Bendix empfehlen. Es gibt zwar keinen Fitnessraum oder gar Pool, aber das ist auch nicht der Anspruch des Hotels. Eine saubere und moderne Übernachtungsmöglichkeit in einem sehr ansprechenden Ambiente. Meiner Oma Ruth hätte es sicher auch dort gefallen.