Dülmen. Die Straße ist mit Blumen, Sand und Farnkraut geschmückt. Langsam zieht die lange Fronleichnams-Prozession der Viktor-Gemeinde am Elternhaus der damals zwölfjährigen U. Carsten an der Borkener Straße in Dülmen vorbei. Das war 1950 – also nur ein paar Jahre nach Kriegsende. Den Moment hatte Familie Carsten damals auf einem Foto festgehalten. Über 70 Jahre später haben sich die Feierlichkeiten verändert. Vor allem in diesem Jahr: Aufgrund der Corona-Pandemie fällt die Prozession der Viktorgemeinde aus.
Damals waren bei den Fronleichnams-Feierlichkeiten die meisten Dülmener involviert. „Das gehörte zum Kirchenjahr ganz selbstverständlich dazu“, erzählt U. Carsten. Und so bekam sie von ihren Eltern zusammen mit einem Nachbarsmädchen eine wichtige Aufgabe: Das Herbeiholen der Blumen und Farnblätter für einen Straßenabschnitt der Prozession. „Wir haben bei den Nachbarn geklingelt und nach Blumen aus dem Garten gefragt. Dann haben wir zum Beispiel Flieder, der zu der Zeit blühte, bekommen. Das Farnkraut gab es im benachbarten Wildpark“, erinnert sich die Dülmenerin zurück. „Die Männer hingegen haben den Sand geholt und Birkenäste für den Altar.“
Denn nicht nur die Route führte direkt an der Haustür der Familie vorbei, in direkter Nähe war auch ein Altar aufgebaut – an der Ecke Borkener Straße / Dalweg. Hier stoppte die Prozession für kurze Zeit und der Segen wurde gespendet. Anschließend ging es dann weiter. Nicht nur die Fronleichnams-Feierlichkeiten sind auf den alten Fotos gut erkennbar, sondern auch der Dülmener Wasserturm, der 1970 zusammen mit dem alten Stadtwerkegebäude abgerissen wurde. Außerdem ist erkennbar, dass neben der Borkener Straße noch nicht viele Gebäude standen. In den 1950er Jahren und später wurde in dem Gebiet viel gebaut, heute sind die zahlreichen Straßen und Häusern nicht mehr wegzudenken.
„Inzwischen führt die Prozession in der Stadt von der St.-Viktor-Kirche hin zur St.-Josef-Kirche, also nicht mehr entlang der alten Strecke“, sagt Pfarrdechant Markus Trautmann. In diesem Jahr ist allerdings auch diese Route nicht einfach umsetzbar. „Wir haben uns dagegen entschieden, dieses Mal eine Prozession durchzuführen. Die Gottesdienste finden aber natürlich statt“, so Trautmann.
Erinnerungen an die Fronleichnam-Prozession von 1950
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